Die Idee hinter dem Prozenttennis ist eine Verknüpfung von Wahrscheinlichkeitsrechnung und Tennis. Doch keine Sorge: Du musst jetzt nicht deinen Taschenrechner herausholen und deinen Mathelehrer anrufen, um das Konzept zu verstehen. Wir gehen die Strategie an einem Beispiel Schritt für Schritt durch.
Schritt 1: Wie fehleranfällig ist dein Schlag?
Du kannst bei jedem Schlag eine Menge Entscheidungen treffen: Spiele ich den Ball schnell, mit Spin oder stupse ich ihn nur übers Netz? Je nach dem, welche Wahl du triffst, ist die Fehleranfälligkeit höher oder niedriger.
Für unser Beispiel gehen wir einfach mal davon aus, dass du einen relativ neutralen Ball auf deine Vorhand zugespielt bekommen hast, der zwar einigermaßen Länge hat, dich aber nicht wirklich unter Druck setzt.
Du kannst nun folgende Schläge (unter anderem) zurückspielen, die jeweils eine andere Fehleranfälligkeit in % haben:
- Vorhand cross (10 % Fehlerquote)
- Vorhand longline (20 % Fehlerquote)
- Vorhand Stoppball (80 % Fehlerquote)
Anzeige
Schritt 2: Wie hoch sind die Erfolgsaussichten meines Schlages?
Dein Gegner hat jetzt wieder die Initiative und muss mit dem Ball etwas anfangen. Eine gewisse Chance besteht, dass der Ball nicht mehr bei dir ins Feld gehen wird. Entweder, weil dein Gegner den Ball nicht bekommt oder weil er ihn verschlägt.
Die Chancen dafür sind in Abhängigkeit von deinem Schlag zu sehen, hängen natürlich aber auch davon ab, welchen Schlag er als Konter auswählt. Vereinfacht gesagt gehen wir davon aus, dass er nur einen normalen Ball zurückspielen möchte:
- Konter deines Vorhand cross (20 % Fehlerquote)
- Konter deines Vorhand longline (40 % Fehlerquote)
- Konter deines Stoppballs (60 % Fehlerquote)
Schritt 3: Endabrechnung deiner Siegchancen
Vergleichen wir nun also mal, wie deine Siegchancen in den verschiedenen Szenarien aussehen:
- Szenario 1: Du spielst deine Vorhand cross mit 90 % Wahrscheinlichkeit ins Feld und dein Gegner macht mit 20 % Wahrscheinlichkeit einen Fehler => 18 % direkte Siegchance
- Szenario 2: Du spielst deine Vorhand longline mit 80 % Wahrscheinlichkeit ins Feld und ein Gegner macht mit 40 % Wahrscheinlichkeit einen Fehler => 32 % direkte Siegchance
- Szenario 3: Du spiel deinen Stopp mit 20 % Wahrscheinlichkeit ins Feld und dein Gegner verliert mit 60 % Wahrscheinlichkeit den Ball nicht zurück => 12 % direkte Siegchance
Fazit zum Prozenttennis
In diesem Beispiel solltest du also am besten Vorhand longline spielen, um die höchste direkte Siegchance zu haben. Allerdings kann es auch sein, dass du einen Fehler machst oder dass der Ballwechsel weiter geht, weil dein Gegner den Ball ins Feld spielt.
Insofern hat das Modell natürlich seine Limitationen, aber folgende Learnings solltest du mitnehmen:
- Du solltest ein Gefühl dafür entwickeln, welche deiner Schläger wie sicher sind.
- Du solltest einschätzen können, wie unangenehm gewisse Schläge für deinen Gegner sind.
- Du solltest analysieren, welche Schläge für dich vielleicht nicht die sicherste Wahl sind, aber deinen Gegner enorm in Bedrängnis bringen und sich deshalb lohnen.
In den meisten Fällen wirst du deine Ausgangsposition kaum verschlechtern, wenn du einen Ball neutral ins Feld zurückbringst. Besonders der Cross-Schlag ist als sichere Variante sehr empfehlenswert!
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.
Das könnte dich auch interessieren…
Traglufthalle für Tennisclubs: Was Spieler und Vereine vor dem Kauf wissen sollten!
Stoppball lernen: Bringe deinen Gegner mit einem kurzen Stopp zur Verzweiflung!
Als einer der technisch anspruchsvollsten Schläge gehört der sogenannte Stoppball in der Regel ausschließlich zum Repertoire fortgeschrittener Tennisspieler. Beim Stopp wird mit großem Risiko und…
Vorhand lernen: Die Basics für einen sicheren Grundschlag
Die Vorhand ist normalerweise der erste Schlag, den du im Tennis lernen wirst. Rechtshänder nehmen den Schläger dafür in die rechte Hand, Linkshänder in die…