In meinem Verein gibt es seit knapp 7 Jahren eine Traglufthalle, die in der Wintersaison über zwei Sandplätze gespannt wird und die Kapazität im Winter damit deutlich ausgebaut hat. Dabei ist eine regelrechte Hassliebe entstanden, denn so eine Traglufthalle bietet Vor- und Nachteile. Trotzdem fällt mein Fazit eindeutig aus!
Eine Traglufthalle im Winter nutzen? Viele Tennisvereine haben gar keine andere Wahl!
Für viele Vereine, die sich keine feste Halle leisten können oder nicht genügend Platz für einen Neubau haben, bieten Traglufthallen eine praktikable Lösung. Diese temporären Konstruktionen, die umgangssprachlich auch als „Blase“ bezeichnet werden, ermöglichen es, den Sport auch in den kalten Monaten auszuüben.
Vorteile einer Traglufthalle
- Flexibilität: Traglufthallen können saisonabhängig auf- und abgebaut werden, was den Tennisvereinen ermöglicht, ihre Außenplätze im Winter zu überdachen und trotzdem im Sommer zu nutzen.
- Anschaffungskosten: Im Vergleich zum Bau einer festen Tennishalle sind die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten einer Traglufthalle deutlich geringer. Dies macht sie zu einer attraktiven Option für Vereine mit begrenztem Budget.
- Einnahmepotential: Sowohl über die Vermietung der Plätze als auch über Tennistraining kann die zur Verfügung stehende Kapazität in Einnahmen umgewandelt werden. Zudem könnte die Nutzung einer Traglufthalle höhere Mitgliedsbeiträge rechtfertigen.
Nachteile einer Traglufthalle
- Hohe Beheizungskosten: Trotz der heutzutage sehr guten Isoliereigenschaften der Hülle müssen Traglufthallen beheizt werden, um eine angenehme Spieltemperatur zu gewährleisten. Dies kann, abhängig von der Außentemperatur, zu erheblichen Kosten führen.
- Ungewohntes Spielgefühl: Viele Spieler berichten von einem anderen Spielgefühl in Traglufthallen. Die Akustik, Lichtverhältnisse und auch die Bodenbeschaffenheit können sich deutlich von festen Hallen unterscheiden, was die Anpassung erschweren kann.
- Wartung und Langlebigkeit: Obwohl Traglufthallen eine kostengünstigere Lösung sind, erfordern sie regelmäßige Wartung und ihre Lebensdauer ist kürzer als die einer festen Halle. Auch bei Extremwetterlagen können schneller Schäden auftreten.
Traglufthalle kalkulieren: Kann sich mein Club das leisten?
Die Entscheidung eines Tennisvereins für eine Traglufthalle bringt neben den Vorteilen einer ganzjährigen Spielbarkeit auch eine Reihe finanzieller Risiken mit sich. Die Gesamtkosten setzen sich aus verschiedenen Posten zusammen, die von der Anschaffung oder Miete über den Auf- und Abbau sowie die Lagerung bis hin zum laufenden Betrieb reichen.
Kosten der Anschaffung oder Miete
Die Anschaffungskosten einer Traglufthalle können je nach Größe, Qualität und Ausstattung stark variieren. Für eine Standardhalle, die genügend Platz für zwei bis drei Tennisplätze bietet, können die Kosten selbst für gebrauchte Modelle schnell im Bereich von 300.000 Euro liegen. Hochwertigere oder größere Modelle können noch höhere Kosten verursachen.
Eine finanziell weniger riskante Option könnte die Miete einer Traglufthalle darstellen. Allerdings gibt es nicht viele Anbieter auf dem Markt und viele Clubs möchten die Sicherheit haben, wirklich über ihre eigene Blase zu verfügen, damit nicht kurz vorm dem Start der Wintersaison das Mietmodell doch noch platzt.
Kosten des Auf- und Abbaus und der Lagerung
Schon die Kosten für den Auf- und Abbau können für jede Saison mehrere tausend Euro betragen. Für die Installation und Demontage müssen in der Regel spezialisierte Teams beauftragt werden, was die Kosten erhöht.
Die Kosten für die Lagerung der Traglufthalle außerhalb der Saison hängen vom benötigten Platz und den Lagerbedingungen ab. Diese Kosten können ebenfalls in den vierstelligen Bereich gehen, besonders wenn ein externer Lagerplatz angemietet werden muss.
Kosten des Betriebs einer Traglufthalle
Die Beheizung stellt einen erheblichen Kostenfaktor dar, besonders in kälteren Monaten. Die Kosten hängen von der Isolierung der Halle, den Außentemperaturen und den Energiepreisen ab. Sie können leicht vierstellige Beträge pro Monat erreichen.
Die höhere Luftfeuchtigkeit in der Halle kann zu einer schnelleren Abnutzung von Bällen führen. Zusätzlich können die Kosten für die Instandhaltung des Platzes durch Feuchtigkeitsschäden steigen. Diese indirekten Kosten sind schwer zu quantifizieren, sollten aber in die Kalkulation einbezogen werden.
Nach dem Abbau der Traglufthalle im Frühjahr kann eine Überarbeitung der darunterliegenden Plätze notwendig sein, um diese für die Freiluftsaison vorzubereiten. Die Kosten hierfür variieren, können aber durchaus pro Platz einen vier- bis fünfstelligen Betrag verschlingen, insbesondere wenn der Sand großflächig erneuert werden muss.
In der Blase spielen: Ist es wirklich so schlimm?
Das Spielgefühl in einer Traglufthalle unterscheidet sich von dem in einer festen Tennishalle. Spieler müssen sich unter anderem an die veränderten Lichtverhältnisse, die lautere Akustik und das Absprungverhalten des Balles gewöhnen.
Auch wenn die normalen Sandplätze ja eigentlich die Basis für die Plätze in der Traglufthalle sind, ist das Spielgefühl nicht zu vergleichen. Das liegt schon alleine daran, dass man viel dichter an den Linien steht, weil der Platz der Traglufthalle meist nach hinten eingeschränkt ist.
Darüber hinaus nervt es mich persönlich ziemlich, dass das Klima in einer solchen Traglufthalle immer etwas „tropisch“ ist und die Bälle extrem versanden. Dazu kommen unweigerlich Platzfehler, denn der Platz kann nicht so gut gepflegt werden, wie in der Außensaison.
Meine abschließende Meinung zu Tennis-Traglufthallen
Ich bin dankbar, dass es Tennis-Traglufthallen gibt und dass mein Verein (trotz steigender Energiekosten) diese betreibt. Nur so haben wir genug Kapazitäten, damit alle Mitglieder, vor allem die Leistungsmannschaften, ausreichend trainieren können.
Trotzdem hoffe ich, dass mein Club in Zukunft in Erwägung zieht, einige der Außenplätze in Hartplätze umzuwandeln, die unter der Tennisblase angenehmer zu bespielen sein dürften. Zudem müsste der Club diese im Sommer nicht umfangreich überarbeiten.
Die Kosten für die Umwandlung der bisherigen Sandplätze in Hardcourts ist aber natürlich ein weiterer großer Faktor, der dieses Vorhaben riskanter macht. Ich bin einfach froh, auch im Winter spielen zu können und freue mich über jede Verbesserung, die möglich ist.
Übrigens: Wenn in der Blase mal wieder die Bälle verspringen und du das Gefühl hast, dass kein ordentliches Spiel möglich ist, kannst du das als mentale Herausforderung ansehen, um an dieser Challenge zu wachsen.
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.