Leider gibt es im Tennis einige Spieler, die ein Match so sehr gewinnen möchten, dass sie zu unfairen Mitteln greifen. Schummeln ist dabei das ekligste Werkzeug in der Trickkiste der unangenehmen Gegner, die sich keiner wünscht. Ich erkläre dir, wie du mit Spielern umgehst, die sich unfair auf dem Platz verhalten.
Abgrenzung von unfairen und unangenehmen Spielern
Es gibt bestimmte Spielertypen, bei denen man vielleicht sogar schon vor dem Match weiß, dass es ein sehr unangenehmes Match wird.
Hier kommen mal ein paar Beispiele für unangenehme Spieler
- der Mondballspieler, der nur Bälle zurückbringt und deinen Matchplan zerstört
- der Stöhner, der jeden geschlagenen Ball mit übertriebenem Geschrei begleitet
- der Provokateur, der dich mit seinem Auftreten aus dem Konzept bringen will
Diese Spieler bewegen sich teilweise am Rande des Regelbruchs, aber eigentlich machen sie nichts Unerlaubtes. Es liegt an dir, wie sehr du dich davon provozieren lässt.
Außerdem rate ich dir dazu, dir einfach mal vorzustellen, dass dein Gegner das nicht mit Absicht macht, um dich zu provozieren, sondern es selbst nicht merkt. Lächle es einfach weg, wenn dein Gegner sich wieder nach einen einfach Fehler von dir lautstark motiviert und versuche auf keinen Fall es ihm „heimzuzahlen“, indem du ihn beispielsweise nachäffst.
Ein Spiel gegen unangenehme Spieler ist eine besondere Challenge, aber es ist etwas anderes als ein Spiel gegen unfaire Spieler, die mit illegalen Mitteln versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen.
Wirklich unfaire Spieler legen diese Verhaltensweisen an den Tag
- sie geben ständig Bälle aus, die du klar im Feld gesehen hast und zeigen dir auf Sand falsche Ballabdrücke
- sie versuchen Wiederholungen bei verlorenen Punkten zu erzwingen, weil sie angeblich etwas abgelenkt hat
- sie „verzählen“ sich oder versuchen anderweitig den Spielstand zu manipulieren
- sie machen Geräusche oder lenken dich anderweitig im Schlag und spielen danach das Unschuldslamm
Das Problem dabei ist, dass du besonders in der Halle kaum etwas gegen Schummler machen, die immer mal wieder einen Ball ausgeben. Zwar sind diese Spieler absolut in der Minderheit, aber du wirst mit Sicherheit mal auf einen treffen.
Bevor du wütend wirst: Schummelt dein Gegner wirklich?
Es ist bitter, aber wenn dein Gegner dich beschummeln möchte, dann wird er vermutlich einige Male damit durchkommen. Findet das Spiel ohne Schiedsrichter statt, entscheidet auf Plätzen ohne Ballabdruck jeder Spieler auf seiner Seite.
Ich empfehle dir trotzdem, nicht nach der ersten fragwürdigen Aktion gleich durchzudrehen oder einen Schiedsrichter zu holen. Manchmal kannst du dich auch irren und Bälle, die du selbst drin gesehen hast, waren tatsächlich aus oder zumindest sehr knapp.
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Gegner mehrere mutmaßliche Fehlentscheidungen getroffen hast, solltest du das ruhig und direkt ansprechen. Sag, dass du es anders siehst und frag ihn ob er sich hundertprozentig mit seiner Entscheidung sicher ist.
Spieler, die nicht wirklich schummeln wollen, kommen hier manchmal schon ins Schwimmen und bieten dir vielleicht zwei neue Aufschläge an. Man kann manchmal ziemlich schnell merken, ob man gegen einen grundsätzlich fairen oder unfairen Gegner spielt.
Hier sind ein paar Tipps, die du anwenden solltest, um Schummlern weniger Angriffsfläche zu bieten und Missverständnissen vorzubeugen:
- zähle immer laut mit und füge im Tiebreak gerne ein „für mich“ / „für dich“ hinzu, um zu verdeutlichen, wer führt
- aktualisiere nach jedem Spiel den Spielstand, mindestens aber bei jedem Seitenwechsel
- stelle die Tafel so rum, dass sie zu eurer Sitzposition passt oder achte darauf, ob es Markierungen gibt, die anzeigen, welcher Spieler „Heim“ oder „Gast“ sein soll
Schiedsrichter holen: Was gibt es zu beachten?
Wenn du den Eindruck hast, dass die Schummelei überhand nimmt, solltest du einen Schiedsrichter holen. Oft gibt es nur einen Oberschiedsrichter, der sich meist nur „am Rand“ aufhalten möchte. Du solltest aber darauf bestehen, dass er den Platz betritt.
Der Schiedsrichter wird zuerst den Spielstand erfragen und sich dann die Situation schildern lassen, die letztlich dazu geführt hat, dass du Beistand geholt hast. Zunächst wird der Schiedsrichter entscheiden, wie der letzte Punkt zu bewerten ist:
- Ball im Aus: Der Abdruck muss bewertet werden oder in der Halle entscheidet jeder Spieler auf seiner Seite. Zeigt dein Gegner einen anderen Abdruck als den tatsächlichen, kannst du nichts machen.
- Netzaufschlag: Beide Spieler dürfen „Netz“ callen und somit auf eine Wiederholung des Aufschlags entscheiden. Schummler machen das leider manchmal, um ein Ass „abzuwehren“. Oder aber, um einen guten Return zu verhindern, indem sie ihren eigenen Aufschlag callen.
- Berührung des Netzes: Hat dein Gegner den Eindruck, dass du das Netz berührt hast, wird der Schiedsrichter dich fragen, ob du das getan hast. Verneinst du das, geht der Punkt an dich. Gleiches gilt für Bälle, die vermeintlich zweimal aufgekommen sind oder die du angeblich mit einem Körperteil berührt haben sollst.
Man kann also zusammenfassen, dass dein Gegner keine Handhabe darüber hat, was sich auf deiner Seite abspielt. Solltest du dahingehend bedrängt werden, z.B. indem dein Gegner einen Fußfehler callt oder dir unterstellt, den Ball erst nach dem zweiten Aufkommen gespielt zu haben, solltest du immer einen Schiedsrichter holen, denn dein Gegner darf das nicht entscheiden.
Übrigens: Wenn der Oberschiedsrichter den Platz wieder verlassen will, kannst du ihn darum bitten, einen anderen Schiedsrichter zu benennen. Dies kann auch ein anderer, neutraler Turnierteilnehmer sein.
Ein abschließender Rat: Lasse dich nicht auf das Niveau der Schummler herab
Auch wenn eine Niederlage weh tut, ist sie nicht der Untergang der Welt. Ich persönlich würde mich nicht dazu hinreißen lassen, einem Schummler aus Rache einen Ball auszugeben, der klar im Feld landet. Dagegen könnte er zwar nichts machen, aber ich persönlich könnte danach nicht mehr normal weiterspielen, sondern wäre komplett blockiert.
Einmal in meinem Tennisleben hatte ich die Situation, dass ich selbst als Schiedsrichter auf den Platz gerufen wurde. Ein Spieler hatte im Champions-Tiebreak beim Stande von 9:8 einen Ball aus gegeben und sich damit das Match gesichert. Der unterlegene Spieler fühlte sich betrogen und holte mich als Schiedsrichter. Als ich nach dem Spielstand fragte, sagte der eine natürlich „9:8, Punkt zum 10:8“. Doch der andere Spieler behauptete, er habe 9:8 geführt und es sei in Wirklichkeit sein Matchball gewesen.
Ich kann bis heute nicht sagen, wer von beiden der Schummler war oder ob es sich wirklich nur um ein Missverständnis gehandelt hat. Da beide Spieler den Matchverlauf nicht rekonstruieren konnten, ging es dann bei 8:8 weiter, weil die Regel besagt, dass beide Spieler dem jeweils anderen 8 Punkte zugestanden haben und es nur Uneinigkeit über einen Ball gegeben haben dürfte. Tatsächlich hat sich dann der Spieler durchgesetzt, der mich als Schiedsrichter geholt hat.
Seit diesem Ereignis habe ich mir vorgenommen, dass ich immer als unzweifelhaft fairer Spieler im Hinterkopf bleiben möchte. Auch wenn es natürlich mal Diskussionen oder hitzige Momente gab, ist mir das gut gelungen. Damit kann ich definitiv besser leben als mit einem Sieg mehr im Ergebnisprotokoll gegen einen unfairen Gegner, den ich mit seinen eigenen, untugendhaften Waffen besiegt habe.
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.