Wer zu den besten Tennisspielern der Welt gehört, kann sehr gut von Preisgeldern und Sponsoreneinnahmen leben. Doch bis man bei einem Grand Slam im Finale steht, muss man sich durch eine Menge kleinerer Events hocharbeiten. Ich erkläre dir, welche Tennisturniere der Profis es gibt und welche Rolle dabei die ITF, ATP und WTA spielen.
ITF-Tour: Hier sammelt man erste Punkte für die Weltrangliste
Wenn man als Profi im Tennis beginnt, muss man zuallererst Punkte für die Weltrangliste sammeln. Um an den großen Turnieren teilnehmen zu können, muss man ein entsprechendes Ranking haben – und da kann man nur klettern, wenn man Weltranglistenpunkte sammelt.
Damit die jungen Spieler auch eine Möglichkeit haben, diese Punkte zu sammeln, hat die ITF die sogenannte Future Tour ins Leben gerufen. Die ITF Future Tour ist eine Reihe von professionellen Tennis-Turnieren, die von der International Tennis Federation organisiert werden.
Es handelt sich dabei um Turniere, die von Nachwuchsspielern genutzt werden können, um sich für die höhere ATP- und WTA-Tour zu qualifizieren. Die ITF Future Tour umfasst sowohl Einzel- als auch Doppelturniere und findet in der Regel in vielen Ländern der Welt statt.
Wie bei den meisten anderen Sportarten sind auch im Tennis die Kategorien der Turniere in Damen und Herren geteilt. Dabei gibt es zwei große Institutionen, welche diese Turniere organisieren und austragen. Diese sind auf der einen Seite die “International Tennis Federation” (ITF) und auf der anderen Seite die “Association of Tennis Professionals” (ATP), wobei Letztere die meisten Turniere weltweit ausrichten.
Anzeige
ITF Future Tour
Die ITF Future Tour ist eine Turnierserie mit hunderten Turnieren pro Jahr, die sich an Spieler im Weltranglistenbereich ab Position 300 abwärts richtet. Als Preisgeld werden entweder 15.000 $ oder 25.000 $ ausgeschüttet. Hinzu kommt aber noch Hospitality, also die Unterbringung und Verpflegung solange man noch im Turnier ist.
Um einen Weltranglistenpunkt zu ergattern, muss man mindestens eine Runde im Hauptfeld gewinnen. Hat man noch kein Ranking, steht vorher eine oft mühselige Qualifikation mit mehreren Matches an. Sofern man aber den ersten Punkt hat, ist man in der Quali oft zumindest gesetzt. Ab einem Ranking von ca. 600 kommt man meist in die Hauptfelder der Events.
ITF Women’s World Tour
Für Neulinge bei den Profis der Damen führt wohl kein Weg an der ITF Women’s World Tour vorbei. Wer an die Spitze möchte, muss erst einmal Erfolge bei dieser Serie sammeln. Die ITF Women’s World Tennis Tour ist eine Reihe von professionellen Tennisturnieren für Frauen, die, wie der Name schon verrät, von der International Tennis Federation (ITF) organisiert werden.
Es ist die unterste Stufe des Profitennis im Damenbereich und bietet Spielerinnen die Möglichkeit, Punkte für die Weltrangliste zu sammeln und sich für höherklassige Turniere zu qualifizieren. Im Grunde ist das Ganze eigentlich analog zu der Future Tour der Herren.
Die ITF Women’s World Tennis Tour umfasst hunderte von Einzel- und Doppelturnieren in Ländern auf der ganzen Welt, darunter Weltranglistenturniere, Pro Circuit-Turniere und Futures-Turniere.
Das Preisgeld liegt bei 15.000 $ (W15) bis 100.000 $ (W100) pro Turnier. Somit ist der Unterbau der Profi-Tour breitgefächerter als bei den Herren. Das bedeutet aber nicht, dass es automatisch einfacherer ist, finanziell als weiblicher Profi besser über die Runden zu kommen.
Die Bedeutung von Wildcards für Quali und Hauptfeld
Um Überhaupt die Chance zu kommen, bei Turnieren auf der ITF-Ebene mitzuspielen, sind die Wildcards von Bedeutung. Eine Wildcard ist ein vom Turnierveranstalter vergebener Startplatz für die Qualifikation oder das Hauptfeld eines Tennisturnier. Hier bekommen Spieler die Chance, die (noch) nicht über die erforderlichen Ranglistenpunkte verfügen, um sich auf normalem Wege zu qualifizieren.
Wildcards werden in der Regel an Spieler vergeben, die aufgrund ihres Potentials oder ihrer Leistungen im Junior- oder Nachwuchsbereich aufgefallen sind. Sie können auch an Spieler vergeben werden, die aufgrund von Verletzungen oder anderen Umständen ihre Ranglistenposition verloren haben.
ATP Tour: Die Profi-Turniere der Herren
Die ATP Tour ist das Ziel angehender Profis. Richtig gutes Geld verdient man zwar noch nicht auf den unteren Ebenen, aber die Turniere der ATP Tour bieten z.B. erhöhten Komfort, indem sie eine bessere Infrastruktur bieten (u.a. Hotels, Physiotherapeut, Verpflegung etc.).
Im Jahr 2024 hat die ATP das Punktesystem etwas verändert. Es gibt bei 250er-, 500er-, Masters- und Grand Slam Turnieren zwar weiter 250, 500, 1000 bzw. 2000 Punkte für den Sieger, aber die Plätze dahinter erhalten mehr Punkte also zuvor. Dafür wurde die Bepunktung der ATP Challenger Tour etwas herabgesetzt.
ATP Challenger Tour
Die ATP Challenger Tour ist eine Reihe von professionellen Tennis-Turnieren für Spieler jenseits der Top 100. Die Challenger-Turniere bieten Spielern die Möglichkeit, sich für die höher dotierten Events der ATP Tour zu qualifizieren, indem sie wichtige Ranglistenpunkte sammeln.
Es gibt mehr als 150 Challenger-Turniere pro Jahr in über 30 Ländern weltweit. Sie bieten ein Preisgeld von mindestens 50.000 $ und sind damit ein wichtiger Schritt für die Karriereentwicklung junger und aufstrebender Spieler.
Die ATP Challenger Tour hilft den Spielern dabei, einigermaßen kostendeckend über die Runden zu kommen. Finanziell richtig interessant wird es aber erst, wenn man entweder extrem gut haushaltet oder die Ebene der Challenger Tour verlassen kann.
ATP Tour 250
Die ATP Tour 250 ist eine Kategorie von ATP Tour-Turnieren, die unterhalb der ATP Tour 500 und oberhalb der Challenger ATP Tour stattfindet. Es gibt insgesamt etwa 40 ATP Tour 250-Turniere jedes Jahr. Sie bieten ein höheres Preisgeld und mehr Ranglistenpunkte als die Challenger Tour, aber nicht so viel wie die ATP Tour 500.
Die ATP Tour 250-Turniere sind wichtige Meilensteine in der Karriereentwicklung von Spielern, die sich auf der Suche nach höheren Ranglistenplatzierungen und größeren Preisgeldern befinden. Sie sind auch wichtige Vorbereitungsturniere für die größeren ATP Tour-Masters- und Grand Slam-Turniere.
Die Turnier der ATP Tour 250 schütten ein Preisgeld von bis zu 400.000 $ aus.
ATP Tour 500
Die ATP Tour 500 kann man doppelt so viele Punkte auf einen Sieg bekommen wie bei der 250er Tour. Die ATP Tour 500 ist eine Kategorie von ATP Tour-Turnieren, die unterhalb der ATP Tour Masters 1000 und oberhalb der ATP Tour 250 stattfinden.
Es gibt insgesamt 13 ATP Tour 500-Turniere pro Jahr, die in Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien stattfinden. Sie bieten ein Preisgeld von insgesamt $500.000 und natürlich mehr Ranglistenpunkte als die ATP Tour 250.
Natürlich sind diese Turniere noch wichtiger für die Profis auf dem Weg an die Spitze. Die ATP Tour 500-Turniere zählen zu den wichtigsten Turnieren der Saison und die Teilnahme an diesen Turnieren ist ein Indikator für den Erfolg eines Spielers.
ATP Tour Masters 1000
Eine Stufe weiter oben gibt es die ATP Tour Masters 1000. Davon gibt es pro Saison nur neun Stück, die in Europa, Asien und Nordamerika ausgetragen werden. Insgesamt treten zu dem Turnier bis zu 96 Spieler an, welche dann im Laufe von ca. einer Woche gegeneinander spielen.
Der Gewinner der ATP World Tour Masters 1000 bekommt bereits ein Preisgeld rund einer Million Dollar. Insgesamt liegt das Preisgeld bei rund 5.500.000 $ pro Event.
ATP Finals
Die ATP Finals finden nur einmal im Jahr statt und sind der Schauplatz, bei dem die acht bestplatzierten Spieler der ATP-Weltrangliste gegeneinander antreten. Die Finals finden normalerweise im November statt und werden immer wieder in verschiedenen Städten ausgetragen, die sich jährlich ändern können.
Nachdem die Spieler in einer Gruppenphase gegeneinander gespielt haben, werden die besten zwei Spieler ermittelt, welche dann im letzten Spiel der Saison gegeneinander spielen. Es braucht wohl kaum gesagt werden, dass die ATP Finals eines der bedeutendsten Turniere im Tennis sind.
Das Preisgeld liegt hier bei $1.500.000 für den Sieger. Insgesamt werden rund 5.700.000 $ ausgeschüttet, die sich auf relativ wenige Spieler verteilen. Punkte für die Weltrangliste gibt es jedoch keine.
WTA Tour: Die Profi-Turniere der Damen
Auch bei den Damen gibt es natürlich verschiedene Kategorien von hochkarätigen Tennisturnieren, welche die Profis meistern müssen, um an die Spitze der Weltrangliste zu gelangen. Auch hier gibt es acht verschiedene Klassen an Turnieren. Bei den Damen jedoch sitzt nicht die ATP am Hebel sondern die sogenannte “Women’s Tennis Association” (WTA).
Viele Events werden jedoch parallel organisiert, sodass beispielsweise die Besucher von Masters-Events der Herren auch gleichzeitig hochklassiges Damentennis auf der gleichen Anlage anschauen können. Allerdings handelt es sich prinzipiell um getrennte Turniere.
WTA 125 (Challenger Series)
Die nächste Stufe nach der ITF Tour ist die WTA Challenger Series. Während man bei der ITF Women’s World Tour im Finale 150 Punkte bekommt, kann man bei der nächsten Stufe immerhin schon 160 Punkte gewinnen.
Hierbei spielen bis zu 48 Spielerinnen im Hauptfeld gegeneinander und es wird ein Preisgeld von rund 125.000 $ ausgeschüttet. Wenn man ein paar Runden gewinnt, deckt man damit vermutlich zumindest seine Kosten.
WTA 250
Eine Stufe weiter gibt es schon weitaus mehr Punkte zu gewinnen. Die Siegerin der WTA 250 Turniere bekommt jeweils ganze 280 Punkte für die Weltrangliste. Es ist damit ein vergleichbares Pendant zur ATP 250 Tour.
Die Turniere sind mit 600.000 $ bis 2.000.000 $ dotiert und bieten somit schon eine gute Möglichkeit, um hohe Preisgelder abzustauben und vielleicht sogar schon Rücklagen zu bilden.
WTA 500
Auch bei der WTA 500 Serie geht es in Sachen Punkte wieder einen ganzen Schritt nach oben. Die Siegerin dieses Turniers bekommt ganze 500 Punkte und ein Preisgeld von einer halben Million US-Dollar. Insgesamt werden rund 2.500.000 $ je Event ausgeschüttet.
WTA 1000 Non-Mandatory
… Infos folgen …
WTA Premier 1000 Mandatory
Bei einem WTA 1000 Mandatory bekommt im Vergleich zu den Non-Mandatory Turnieren nur ein wenig mehr Punkte auf sein Konto geschrieben. Insgesamt vergibt ein Turnier aus diese Serie 1000 Punkte für die Gewinnerin. Doch das Preisgeld geht dafür einen riesigen Schritt nach oben.
Wer es bis hierher schafft und sogar als Siegerin hervorgeht, gewinnt rund $ 1.500.000. Insgesamt liegt das finanzielle Commitment bei über 5.000.000 $ pro Turnier.
WTA Finals
Wie auch die ATP Finals bei den Herren, sind die WTA Finals ein wichtiges Event, das noch einmal jede Menge Preisgeld in die Kasse spülen kann. Wie bei den Herren treten auch hier die besten acht Spielerinnen der Saison gegeneinander an. Auch hier werden in einer Gruppenphase die beiden besten Spielerinnen ermittelt, welche dann in einer spektakulären Finalrunde gegeneinander antreten.
Das Preisgeld, das sich auf die 8 Spielerinnen je nach deren Abschneiden verteilt, lag bei etwa 5.000.000 $. Anders als bei dem Finals-Event Herren kann man hier auch Punkte für die Weltrangliste gewinnen, was von vielen Spielerinnen kritisier wird, weil es sich um ein so exklusives Event handelt.
Grand Slams: Die Champions League des Tennis
Das höchste Preisgeld, die meisten Weltranglistenpunkte und das größte Prestige beanspruchen die Grand Slams für sich. Hierbei handelt es sich um eine Turnierserie mit vier Events, die über das Jahr verteilt sind und nicht von der WTA oder ATP, sondern von der ITF organisiert werden:
- Australian Open
- French Open
- Wimbledon
- US Open
Die Besonderheit ist, dass hierbei sowohl Damen als auch Herren gleichzeitig in das Turnier starten und am Ende sogar das gleiche Preisgeld bekommen. Der Tennissport ist in dieser Hinsicht also ein absoluter Vorreiter in Sachen Equal Pay im Sport.
Die Sieger der Grand Slams erhalten 2.000 Punkte für die Weltrangliste und nehmen ein Preisgeld von rund drei Millionen Dollar mit nach Hause. Inzwischen werden mehr als 60.000.00 $ bei einigen Grand Slams ausgeschüttet.
Teamwettkämpfe im Tennis: Fed Cup und Davis Cup
Zu guter Letzt gibt es dann noch die Turniere der Nationalmannschaften. Bei den Damen treten diese im Fed Cup und bei den Herren im Davis Cup an. Der große Unterschied zu den anderen Turnieren ist, dass die Teams in Gruppen bzw. K.O.-Runden antreten und dabei Einzel und Doppel spielen müssen.
Im finalen Wettkampf treten 16 Nationalmannschaften gegeneinander an, um letztendlich den Weltmeistertitel zu gewinnen. Diese Turniere dauern oft mehrere Monate und es gibt hierbei kein Preisgeld, aber die Verbände schütten in der Regel Prämien an die Spieler aus.
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.
Das könnte dich auch interessieren…
Beinarbeit im Tennis: Split Step, Sidesteps, Kreuzschritte & Fußstellungen verbessern
Tennis Spielformen zu viert: Die besten Ideen für ein effektives Mannschaftstraining!
Rückhand lernen: So spielst du sie sicher & zuverlässig ins Feld!
Nachdem du die Vorhand perfektioniert hast, lernst du als nächstes das Gegenstück kennen – die Rückhand. Vor allem für Einsteiger ist die Rückhand komplizierter zu…
