Von Oktober bis April spielen wir typischerweise Hallentennis. Das sind rund 7 Monate und damit mehr als die Hälfte des Jahres. Auch wenn in der Wintersaison meist weniger Matches stattfinden, lohnt es sich trotzdem auf jeden Fall, sich mit der richtigen Taktik für die Halle zu beschäftigen. Hier kommen 5 Tipps für mehr Siege in der Halle!
Hallen-Tennis wird auf diversen Belägen gespielt
Während es draußen fast nur Sandplätze in Deutschland gibt, sind die Bodenbeläge in der Halle deutlich unterschiedlicher, was sich auch auf die Spieleigenschaften auswirkt:
- Teppich: Die meisten Indoor-Plätze sind mit Teppich belegt. Je älter er ist, desto schneller ist er. Zudem gibt es regelrechte Turbo-Hallen, wo ein sehr dünner Filz auf Betonboden verlegt ist.
- Teppich mit Granulat: Granulat-Kügelchen auf dem Teppich bremsen den Ball etwas und ermöglichen es dir zu rutschen. Allerdings kann das Granulat ungleichmäßig verteilt sein, was für Platzfehler sorgt und die Beinarbeit erschwert.
- Hardcourt: Firmen wie Laykold oder Rebound Ace haben die international verbreiteten Hartplätze nach Deutschland gebracht. Sie sind etwas langsamer als Teppich und die Bälle springen höher ab. Die Ballwechsel dauern etwas länger als auf Teppich.
- Sand: Neben Sandplätzen in der Traglufthalle, gibt es auch spezielle Sandbeläge für die Halle. Trotzdem sind die Spieleigenschaften nicht 1:1 mit denen auf einem Outdoor-Sandplatz vergleichbar.
Kleiner Hinweis: Bei meinen folgenden Tipps klammere ich die Sandplätze in der Halle aus. Hier würde ich dir eher meine Taktik-Tipps für den Sandplatz empfehlen. Meine Ratschläge sind für das grundsätzlich deutlich schnellere Spiel auf Hallenböden ausgelegt.
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#1: Erhöhe die Geschwindigkeit und spiele zentraler
Der Absprung von Tennisbällen in der Halle ist schneller und deswegen müssen wir das zu unserem Vorteil ausnutzen. Anders als draußen ist es oft nicht sinnvoll, den Gegner mit sicheren Schlägen von rechts nach links zu bewegen. Wenn wir zu passiv agieren, kassieren wir vielleicht einen Winner.
Mein Konzept sieht daher also oftmals so aus, dass ich den Ball möglichst schnell mache und dafür die seitliche Streuung reduziere. Würde ich die Linien anvisieren, könnten mir zu viele Fehler unterlaufen. Deshalb halte ich die Bälle relativ zentral und versuche, meinen Gegner vor allem über den Zeitdruck zu fordern.
Ganz besonders gilt das für den Return. Statt einen Schlag in die Ecke anzuvisieren, versuche ich lieber, meinem Gegner den Ball vor die Füße zurückzuspielen. Auf Teppich, wo schnelle Bälle nach dem Aufkommen regelrecht wegrutschen, kann das ziemlich eklig sein und meine Breakchancen deutlich erhöhen.
Tipp fürs Training: Trainiere gemeinsam mit einem Partner das schnelle Spiel durch die Mitte. Dafür könnt ihr sogar einen Schritt in den Platz machen, um den Zeitdruck noch stärker zu simulieren. Bist du unter Zeitdruck, bleibe in den Knien und verkürze deine Ausholbewegung.
#2: Nutze den Slice defensiv und offensiv
Slice-Schläge sind in der Halle ein gutes Mittel, weil die Bälle nach dem Aufkommen oft kaum mehr hochkommen und schwer zu erreichen sind. In der Halle bleibt zudem seltener Zeit für eine große Ausholbewegung. Oft müssen wir unter Druck die Bewegung verkürzen und manchmal wird die Zeit so knapp, dass nur noch ein Block-Schlag oder Slice infrage kommt.
Der Slice glänzt natürlich einerseits bei der Abwehr von offensiven Schlägen eines Gegners. Hat mein Gegner einen guten ersten Aufschlag, warte ich in der Halle z.B. meist mit Slice-Griff auf den Return. So habe ich immer die Option, einen sehr guten Aufschlag zumindest mit Slice zurückzubringen und habe auch schon den richtigen Griff für einen normalen Rückhand-Return.
Allerdings kannst du mit dem Slice auch offensiv agieren. Angriffsbälle mit Slice sind in der Halle ein tolles Mittel, weil sie einerseits langsamer als normale Schläge sind und dir viel Zeit zum Nachrücken lassen. Andererseits limitieren sie auch die Möglichkeiten deines Gegners, weil dieser für einen schnellen Passagierschlag ein sehr gutes Timing braucht. Und ein Lob ist auch nicht so einfach, weil die Decke die Höhe begrenzt.
Sinnvolle Übung: Spielt Slice-Duelle um Punkte auf einer Spielfeldhälfte oder auch auf dem ganzen Platz. Alternativ könnt ihr es auch so gestalten, dass ein Spieler nur Topspin und der andere nur Slice spielen darf. Die Ballwechsel, die dabei herauskommen, werden vielleicht nicht euer bestes Tennis repräsentieren, aber sie trainieren sehr gut den Slice in verschiedenen Situationen.
#3: Schlage mutig auf und hole dir freie Punkte
Im Sommer gibt es Sonne, Wind und weitere Ablenkung, die deine Quote beim Aufschlag vermindern. In der Halle schlägst du unter sehr konstanten Bedingungen auf. Dir sollte es also grundsätzlich gelingen, mehr Prozent deiner ersten Aufschläge ins Feld zu bringen.
Schlägst du jedoch zu sicherheitsbetont auf, könnte dir das in der Halle viele freie Punkte kosten. Was hast du von einer Quote, die nahe bei 80 % liegt, wenn du dafür nur 45 % der Punkte holst? Hier kommt mal wieder das bekannte Prozenttennis zum Einsatz. Erhöhe das Risiko deiner Aufschläge, um überproportional mehr Punkte zu erzielen.
Wie schon in meinem ersten Tipp formuliert gilt auch hier die Strategie, dass du nicht zu platziert aufschlagen, sondern primär deinen Druck erhöhen solltest. Bretter deinem Gegner also lieber mal einen harten Aufschlag durch die Feldmitte anstatt Tempo rauszunehmen, eine Linie anzuvisieren und dann direkt unter Druck zu kommen.
Übrigens: Niemand sagt, dass du nur hart und flach aufschlagen musst. Auch ein schneller Slice auf den Körper kann in der Halle sehr unangenehm sein. Versuche variabel zu bleiben, damit dein Gegner sich nicht eingrooven kann.
#4: Sei konsequent und traue dir Winner zu
Egal, ob draußen oder in der Halle – Tennis wird eher durch Fehler als durch direkte Winner entschieden. Allerdings ist der Anteil der Winner und erzwungenen Fehler in der Halle etwas höher als auf Sand. Für deine Taktik bedeutet das, dass du nicht zu abwartend agieren solltest.
Während das Momentum auf Sand in einem Ballwechsel häufiger kippen kann, gewinnt in der Halle oft derjenige Spieler, der seinen Gegner das erste Mal arg unter Bedrängnis bringt. Natürlich ist das riskant, aber wenn du nur passiv spielst, könnt das zu wenig sein, um das Match zu gewinnen.
Auch hier gilt wieder, dass du die Bälle nicht an die Linie peitschen musst. Wenn du den Ball schnell machst, reicht meist auch ein guter Sicherheitsabstand zur Linie, um einen Winner zu erzielen. Rechne zudem immer damit, dass der Ball nochmal schnell zurückkommen könnte. Bleib also wachsam und rücke nach vermeintlichen Winnern konsequent nach.
So wirst du besser: Spiele mit einem Partner lange Bälle durch die Mitte. Sobald ein Ball kürzer kommt (z.B. kürzer als die T-Linie oder eine andere Markierung), darf der Punkt frei eröffnet werden. Das hilft dir dabei, deine Chancen zu nutzen. Es trainiert aber auch deine neutralen Grundschläge, mit denen du deinen Gegner davon abhalten kannst, dich unter Druck zu setzen.
#5: Nimm schwierige Bedingungen als Herausforderung an
In der Halle steht dir vielleicht ein Gegner gegenüber, der sehr gut aufschlägt, sodass es super schwierig wird, ein Break zu erzielen. Oder du musst auf einem 50 Jahre alten Hallenboden antreten, auf dem jeder Ball gefühlt doppelt so schnell abspringt, wie in deiner Heimathalle.
Wie immer gilt der mentale Grundsatz, dass du in schwierigen Bedingungen immer eine Herausforderung sehen musst. Hast du z.B. einen Gegner mit einem übermächtigen Aufschlag in der Halle, darfst du auch nach einem kassierten Break nicht abschenken. Bleib giftig dran und lasse ihn mal zeigen, ob er seine Monster-Serves auch noch trifft, wenn es 5:4 für ihn steht und er den Satzgewinn auf dem Schläger hat.
Zudem nutzen sich die Bälle immer mehr ab und wenn du die Sätze möglichst knapp gestaltest, hast du am Ende vielleicht genau die Rahmenbedingungen, die du brauchst, damit dein Gegner sich im Match-Tiebreak keine freien Punkte mehr holen kann.
Also: Passe dich an die Bedingungen des Hallentennis an, spiele mutig und hole dir die wenigen Extra-Punkte, die in der Halle oft den Unterschied machen. Schaltest du mental ab und lässt deine Taktik für die Halle schleifen, ist ein Satz blitzschnell verloren!
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.