Richtige Bespannungshärte finden: Wann sollte die Tennis Bespannung hart oder weich sein?

🎾 Autor: Timm Schaffner / ⏳ Lesezeit: 6 Minuten / ✍️ zuletzt aktualisiert: 23.06.2023

🎾 Autor: Timm Schaffner
⏳ Lesezeit: 6 Minuten
✍️ zuletzt aktualisiert: 23.06.2023

Bei der Wahl der richtigen Bespannungshärte gibt es kein Patentrezept, denn ob du deine Tennis Bespannung hart oder weich aufziehst, hängt von deinem Spielertyp, und auch ein Stück weit von deinem Matchplan ab.

Ich erkläre dir, wann du deinen Schläger eher härter oder weicher bespannen solltest und welchen Einfluss unterschiedliche Saitenarten und Schlägergrößen darauf haben. Am Ende musst du aber auf jeden Fall eine Menge selbst ausprobieren, um die richtige Bespannungshärte für deinen Tennisschläger zu finden.

Auf der Suche nach mentalen & taktischen Tipps für dein Tennis?

Bleib am Ball und abonniere meinen kostenlosen Newsletter. Ich schicke dir regelmäßig neue Beiträge zu & versorge dich mit weiterem nützlichen Content, der dein Tennis voranbringen wird.

Bist du auf der Suche nach mentalen & taktischen Tipps für dein Tennis?

Bleib am Ball und abonniere meinen kostenlosen Newsletter. Ich schicke dir regelmäßig neue Beiträge zu & versorge dich mit weiterem nützlichen Content, der dein Tennis voranbringen wird.

Kleiner Hinweis: In Bezug auf die Bespannungshärte spricht man von „Kilo“. Die von mir verwendete Abkürzung „kp“ ist kein Schreibfehler. Es handelt sich um die ansonsten veraltete Maßeinheit „Kilopond“, die bei Tennissaiten immer noch auf der ganzen Welt verwendet wird. Die Bespannungshärte eines Schlägers wird also nicht in Kilogramm gemessen.

Empfohlene Bespannungshärte: Wie tastet man sich an die perfekte Härte heran?

Die Profis bespannen ihre Schläger in einer Range von unter 20 kp bis über 30 kp. Wie soll man daraus Empfehlungen ableiten? Scheinbar ist ja (fast) alles möglich?

Eine erste Orientierungshilfe ist oft auf deinem Racket aufgedruckt: Es gibt bei fast jedem Schläger eine sogenannte empfohlene Bespannungshärte. Dabei wird ein Intervall angegeben (z.B. 23 bis 27 kp), das nach Meinung des Herstellers gut für das Racket geeignet ist.

Natürlich ist das eine sehr grobe Einschätzung, die sich der Schlägerhersteller überlegt hat und die in erster Linie etwas mit den Eigenschaften des Schlägerkopfs zu tun hat. Damit bekommst du erstmal eine Range vorgegeben, innerhalb derer du dich bewegen kannst. Meist ist diese sehr weit gefasst, um unterschiedlichen Präferenzen gerecht zu werden.

Es ist aber natürlich prinzipiell möglich, etwas weicher oder härter zu bespannen, als es die Empfehlung des Herstellers aussagt. Zu sehr solltest du den empfohlenen Wert aber nicht überschreiten, weil das die Haltbarkeit des Rahmens beeinträchtigen kann. Ist der Tennisschläger zu hart bespannt, kann das also die Lebensdauer deines Rackets reduzieren.

Zudem kannst du dich dazu entscheiden, die Längs- und Quersaiten unterschiedlich hart zu bespannen. Üblicherweise wird die Längssaite zuerst genannt und etwas härter bespannt. Es gibt aber auch einige, die darauf schwören, die Längssaiten weicher zu bespannen, damit sie sich mehr bewegen und für zusätzlichen Spin sorgen.

Diese Kriterien entscheiden darüber, wie hart du dein Racket bespannen solltest:

  • dein Spielertyp und die von dir gewünschten Spieleigenschaften
  • die Art und Dicke der Saite
  • die Größe deines Schlägerkopfes und das Saitenbild

Im Folgenden gehe ich genauer darauf ein, wie du diese Kriterien bei der Wahl der richtigen Bespannungshärte berücksichtigen solltest.


Anzeige


Hart oder weich bespannen: Wie werden Power, Kontrolle & Co davon beeinflusst?

Bevor wir ins Finetuning gehen und ich dir genaue Kiloangaben nenne, die ich für verschiedene Spielertypen und Rackets für empfehlenswert halte, klären wir erstmal die grundsätzlichen Eigenschaften von weichen und harten Bespannungen. Die folgende Tabelle gibt dir einen ersten Überblick.

Eigenschaftweiche Bespannungharte Bespannung
Powerhochniedrig
Kontrolleniedrighoch
Spinhochniedrig
Touchhochniedrig
Komforthochniedrig
Haltbarkeitniedrighoch

Natürlich sind diese Aussagen zu den einzelnen Eigenschaften sehr absolut formuliert. Die Haltbarkeit einer Saite hängt nicht nur von der Härte der Bespannung ab, sondern hauptsächlich vom Material und der Dicke.

Du musst die Tabelle also so verstehen: Wenn du die gleiche Saite und den gleichen Schläger nutzt, dann wird beispielsweise deine Power davon profitieren, wenn du eine niedrigere Bespannungshärte wählst. Deine Kontrolle wird jedoch eher darunter leiden.

Die Begriffe „weich“ und „hart“ sind sowieso nur eine subjektive Tendenz. Du hast ja einen bestimmten Ausgangspunkt — nämlich deine aktuelle Bespannungshärte, die du deinem Bespanner mitteilst oder an deiner eigenen Maschine einstellst. Von dieser Basis aus kannst du nun härter oder weicher bespannen und beobachten, wie sich die Spieleigenschaften verändern.


Anzeige


Art und Dicke der Saite: Wann sollte man ein paar Kilo mehr wählen?

Es gibt so viele verschiedene Tennissaiten, dass es unmöglich wäre, hier alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Daher möchte ich dir folgende Faustregeln mit auf den Weg geben.

  • Dicke der Saite: Bei einer dickeren Saite sollte man tendenziell etwas weicher bespannen, denn das erhöht den Touch, der bei dicken Saiten oft etwas zu gering ausfällt.
  • Material der Saite: Weiche Materialien, wie z.B. Naturdarm oder Nylon kann man ruhig etwas härter bespannen. Die meisten Polyester-Saiten sollte man weicher als üblich bespannen, um ihre Spieleigenschaften zu verbessern.
  • Kern der Saite: Eine Multifilament-Saite sollte härter bespannt werden als eine Monofilament-Saite. Eine starre Saite mit Mono-Kern auch noch richtig hart zu bespannen würde daraus ein echtes Brett machen, mit dem keiner spielen möchte.

Schlägerkopf und Saitenbild beeinflussen die Wahl der Bespannungshärte ebenfalls

Auch für die Größe des Schlägerkopfes und die Art des Saitenbildes gibt es ein paar Empfehlungen. Hier gibt es auch zu viele Kombinationsmöglichkeiten, um der gesamten Bandbreite gerecht zu werden, die der Markt hergibt. Aber ich habe dir wieder ein paar Faustformeln zusammengestellt.

  • Größe des Schlägerkopfes: Je kleiner der Schlägerkopf, desto mehr Präzision ist möglich. Da dir dabei aber Power verloren gehen kann, ist eine etwas niedrigere Bespannungshärte ratsam. Auf riesigen Seniorenschlägern sollte man lieber eine leicht härtere Bespannung nutzen, weil sonst die Streuung viel zu groß wird.
  • Steifigkeit des Rahmens: Je steifer der Rahmen, desto niedriger solltest du bespannen. Wenn du einen steifen Rahmen auch noch mit einer harten Bespannung kombinierst, hast du wieder das berüchtigte Brett in der Hand — es sei denn du brauchst genau das, um dein bestes Tennis zu spielen.
  • Art des Saitenbildes: Ein offenes Saitenbild (z.B. 16×19) erhöht die Power, weshalb du tendenziell etwas mehr Kilo draufpacken solltest. Bei einem geschlossenen Saitenbild (z.B. 18×20) brauchst du eher etwas mehr Touch und Kraft, sodass sich hier eine weichere Saite anbietet.

Lohnt sich das penible Saiten-Tuning wirklich?

Jeder kennt mindestens einen Spieler, der aus der richtigen Bespannungshärte für den Tennisschläger eine Wissenschaft macht. Die Rackets werden nur in verschlossenen Plastikbeuteln transportiert und vor dem Spielen wird per Sound-Check nochmal geprüft, ob man auch wirklich den richtigen Schläger aus dem Bag gezogen hat, der mit der perfekten Härte besaitet ist. Der Tennisschläger ist zu hart bespannt? Der Saiten-Nerd merkt es sofort!

Im Profi-Bereich wird natürlich wirklich versucht, jedes Prozent herauszuholen. Daher wechseln die Stars im Spiel öfter den Schläger, weil sich die Spieleigenschaften natürlich verändern und die Saite an Härte verliert. Selbstredend sind die Rackets im Bag alle frisch besaitet. Um sich auf das Spiel des Gegners anzupassen oder auf klimatische Besonderheiten einzugehen, führen manche Profis auch unterschiedlich bespannte Schläger mit sich herum.

Ob sich der Aufwand im unteren Leistungsbereich oder gar im Breiten- und Freizeitsport wirklich lohnt, zweifle ich mal stark an. Vor allen Dingen finanziell wäre das eine ganz schöne Belastung, denn ab dem Moment, wo der Schläger fertig bespannt ist, verliert er schon an Härte.

Es kann also gut sein, dass dein vor 2 Wochen knallhart bespannter Schläger inzwischen deutlich an Härte eingebüßt hat und nicht mehr 27/26 kp, sondern 25/24 kp aufweist. Würdest du einen frischen Schläger mit 25/24 kp vom Besaiter abholen, hättest du damit gar kein gutes Gefühl. Aber der Aberglaube und die Psychologie im Tennis sind eben eine besondere Sache.

Hier sind wir aber genau beim Thema: Mach das, was sich für dich richtig anfühlt. Wenn du der Meinung bist, dass du alle 2 Spielstunden die Saiten von deinem Schläger herunternehmen musst, ist das völlig okay – wenn du es dir leisten kannst.


Über den Autor

Das könnte dich auch interessieren…