Dein Tennisschläger muss dir beim Spielen gut in der Hand liegen. Einen großen Teil trägt hierzu die Wahl der passenden Griffstärke bei. Doch wie findet man heraus, welche Größe zu einem passt und woran sollte man noch denken, wenn man die richtige Griffstärke ermitteln möchte?
Überblick zu den Griffstärken von Tennisschlägern
In der Regel unterscheidet man zwischen den Griffstärken 0 bis 5, wobei 0 den dünnsten und 5 den dicksten Griff darstellt. Die Griffe von speziellen Kinderschlägern sind normalerweise noch dünner und folgen daher nicht diesem Schema.
Oft ist die Griffstärke recht klein auf deinem Schläger vermerkt und du wirst eher Angaben finden, die mit einer 4 beginnen. Das ist der Umfang des Schlägergriffs in Zoll.
Ich habe diese Tabelle für dich erstellt, damit du die verschiedenen Größen ganz einfach umrechnen kannst, falls dir eine Angabe fehlt oder du nachmessen möchtest:
Griffstärke | Umfang in Zoll | Umfang in mm |
---|---|---|
0 | 4 | 100 bis 102 |
1 | 4 1/8 | 103 bis 105 |
2 | 4 1/4 | 106 bis 108 |
3 | 4 3/8 | 109 bis 111 |
4 | 4 4/8 | 112 bis 114 |
5 | 4 5/8 | 115 bis 117 |
Obwohl die Griffstärken genormt sein sollen, können sich die Griffe verschiedener Schlägermodelle unterschiedlich dick anfühlen. Trotz der gleichen Griffstärke wird ein Wilson-Schläger immer etwas anders in der Hand liegen als ein Babolat-Racket.
Es gibt (k)eine Faustformel für die richtige Griffstärke
Wenn du mit einem viel zu dünnen oder einem viel zu dicken Griff spielst, kann sich das nicht nur auf deine Spielqualität, sondern auch auf deinen Spielkomfort auswirken. Im schlimmsten Fall riskierst du muskuläre Fehlbelastungen.
Es gibt daher zwei weit verbreitete Methoden, die du vielleicht von deinem Tennistrainer oder vom Verkäufer im Sportgeschäft zu hören bekommst, wenn du auf der Suche nach der passenden Griffstärke bist:
- Faustformel ohne Messung: Umfasse den Schläger mit deiner Schlaghand und schau, ob zwischen deinen Fingerkuppen und dem Handballen der Zeigefinger deiner anderen Hand passt.
- Formel mit Messung: Du sollst die Strecke zwischen der Fingerkuppe des Ringfingers und deiner zweiten (d.h. mittleren) Handlinie bestimmen. Das soll dem Umfang des Schlägers in mm (siehe Tabelle oben) entsprechen.
Ehrlich gesagt halte ich diese Berechnungsmethoden für eher nutzlos, denn wenn ich meinen eigenen Schläger zur Hand nehme, kann ich die Lücke zwischen den Fingerkuppen und meinem Handballen größer oder kleiner machen, indem ich fester (oder sanfter) zugreife oder den Griff leicht verändere. Die Anatomie der menschlichen Hand ist zudem total unterschiedlich, denn einige haben eher lange Finger und andere eher kurze.
Zudem gibt es ganz verschiedene Präferenzen, wie sich der Schläger richtig in der Hand anfühlt. Ich rate dir eher dazu, auf dein Gefühl zu vertrauen, denn der Schläger muss sich gut in deiner Hand anfühlen. Für einen ersten Eindruck kannst du die genannten Methoden aber gerne anwenden und dann zu einem Praxistest übergehen.
Häufige Fehler, die Spieler bei der Wahl der richtigen Griffstärke machen
Immer wieder wählen Spieler einen Schläger mit der falschen Griffstärke, weil sie einen dieser Fehler machen. Ich erkläre dir, welche es sind, damit du nicht in die gleichen Fettnäpchen trittst.
#1: Griffstärke blind auswählen
Letztes Mal hatte ich Griffstärke 3, dann wird es dieses Mal doch auch passen? Das kann gut gehen, aber wie bereits erklärt kann die gefühlte Griffstärke von Marke zu Marke etwas variieren.
Ich habe es gerade erst selbst erlebt: Bei meinem aktuellen Wilson Blade spiele ich jetzt mit Griffstärke 2 statt 3, weil der Aufbau des Griffs ein bisschen geändert wurde und mir der Griff sonst zu dick vorkommen würde.
#2: Griff ohne Overgrip testen
Wenn du den Schläger aus dem Regal des Tennisshops deines Vertrauens nimmst, wird er bestimmt kein Overgrip drauf haben. Dann kannst du auch keine Aussage darüber treffen, ob er gut in der Hand liegt. Es sei denn du spielst nur mit dem Basis-Griffband. Aber das tun ja die wenigsten.
#3: Abnutzung nicht einkalkulieren
Der Schlägergriff wird durch die intensive Nutzung des Schlägers langfristig etwas dünner, weil du ja permanent Druck auf den Griff ausübst. Schwankst du zwischen zwei Griffstärken, wähle lieber die dickere. Denn sonst wird dir der Griff am Ende vielleicht zu dünn.
Die Griffstärke des Schlägers nachträglich verändern? Es ist einfacher als du denkst!
Du kannst jeden Schläger bei einem Racket-Tuner individuell so anpassen lassen, dass er zu dir passt. Dabei musst du aber natürlich beachten, dass eine Veränderung der Griffdicke den Balance-Punkt des Schlägers durch eine minimal andere Gewichtsverteilung beeinflussen kann. Ein fähiger Tuner wird das aber im Blick haben.
Für alle, die sich das Geld für maßgeschneiderte Tennisschläger sparen wollen, gibt es aber auch eine gute Nachricht: Du kannst deinen Schlägergriff später immer noch dicker machen, indem du einfach ein Overgrip mehr um den Griff wickelst.
Es ist zudem möglich, das Basisgriffband etwas enger zu wickeln und damit noch etwas Dicke zu gewinnen. Allerdings kann sich auch das Gefühl, wie der Schläger in deiner Hand liegt, auf diese Weise deutlich verändern.
Theoretisch kannst du den Schläger auch etwas dünner machen, indem du das Basisgriffband durch ein Overgrip austauscht. Aber ich würde dir empfehlen, eher mit einem Basisgriffband unter dem Overgrip zu spielen. Minimale Veränderungen kannst du noch bewirken, indem du Overgrips und Basisgriffbänder mit unterschiedlicher Dicke testest.
Aber wie so oft im Tennis gilt auch hier die der Grundsatz, der immer bei Materialfragen zum Einsatz kommt: Alles ist eine Sache des individuellen Geschmacks. Du musst dich auf dem Court wohlfühlen. Also miss nicht zu viel nach und mache keine Wissenschaft draus, sondern schnapp dir ein paar Testschläger und vertraue auf dein Feeling!
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.