Jeder hat schon einmal gegen eine menschliche Ballwand gespielt: Einen Bringer, der flink auf dem Platz unterwegs ist, scheinbar jeden Schlag erreicht und die Bälle dann so zurückspielt, dass du wieder nicht zum Abschluss kommst. Wie spielt man richtig gegen solche Kämpfer? Und welche Strategien sollte man eher vermeiden? Du erfährst es in diesem Beitrag.
Analyse deines Gegners: Spiele ich gegen einen Bringer?
Wenn du gegen einen Bringer spielst, wirst du das daran feststellen, dass er sich folgender Bausteine bedient, um seine Strategie aufzuziehen:
- Tempoentzug: Der klassische Bringer im Tennis wird das Tempo aus seinen Schlägen nehmen und versuchen, die Ballwechsel länger zu halten. Genau das gefällt ihm. Du arbeitest dich ab und er spielt die Bälle relativ passiv zurück.
- Mondbälle: Eine Steigerung sind die sogenannten Mondbälle im Tennis. Dabei handelt es sich um sehr hohe Schläge, die deinem Gegner Zeit geben, um sich wieder gut zu positionieren. Manchmal werden sie mit Topspin gespielt, was ihre Effektivität zusätzlich erhöht. Gute Spieler können Mondbälle kontern, indem sie diese aus der Luft nehmen. Doch das kann auch schief gehen.
- Tiefe statt Winkel: Bringer wissen, dass sie dem Gegner keinen Winkel gegen sollten, damit sie nicht so sehr über den Platz gescheucht werden. Daher nutzen sie typischerweise tiefe Schläge, die kurz vor der Grundlinie landen, statt mehr Risiko zu gehen und die Seitenlinien anzuvisieren.
- Slice in allen Variationen: Hast du es doch mal geschafft, den Bringer in die Ecke zu treiben, packt dieser Spielertyp oftmals den Slice aus. Damit holt er sich Zeit und spielt dir einen ekligen Ball, der nicht so einfach verwertet werden kann. Doch auch aus einer neutralen Position heraus greifen Bringer immer wieder zum Slice und entschleunigen damit das Spiel.
Eine gefährliche Weiterentwicklung des Bringers sind sogenannte Konterspieler, die mit den gleichen Methoden versuchen, dir ihr Spiel aufzuzwingen. Allerdings befreien sie sich aus ausweglosen Situationen mit krachenden Konterschlägen. Das macht sie sehr gefährlich!
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Die richtige Taktik gegen Bringer & Mondbälle: Wie gewinne ich konsequent meine Punkte?
Ein Bringer hat sich darauf eingestellt, von deinen Fehlern zu profitieren. Trotzdem darfst du in einer solchen Situation nicht vor Angst erstarren und versuchen, keine Fehler mehr zu machen. Dadurch wirst du nämlich selbst passiver, was dem Bringer in die Karten spielt.
Er kennt diese Situation, weil er gegen fast jeden Gegner in eine solche Lage kommt. Für dich ist es hingegen eine neue Herausforderung, weil du nicht in jedem Match gegen einen Spieler antreten musst, der dich mit Mondbällen und kämpferischer Leistung aus dem Konzept bringen möchte.
Gegen einen Bringer musst du eine gute Balance aus Risiko und Kontrolle finden. Er lauert nur darauf, dass du den Kopf verlierst und zu früh auf den Punktabschluss drängst. Je mehr Bälle dein Gegner erläuft und zurückspielt, desto wilder werden vermutlich deine Versuche. Deine Fehlerquote steigt an, denn diese Spielweise ist sehr anstrengend und der Bringer triumphiert, ohne dass er im ganzen Satz einen Winner geschlagen hat.
Die richtige Taktik im Tennis hängt immer davon ab, welche Fähigkeiten du mitbringst. Folgende Elemente empfehle ich dir, in deinen Matchplan zu integrieren, wenn du gegen Bringer spielst, die dich mit Slice und hohen Mondbällen nerven.
#1: Spiele mit Sicherheit und Winkel
Normalerweise würde ich dir nicht empfehlen, langsame Bälle mit viel Winkel zu spielen, denn ein aktiver Spieler könnte das als Vorlage nutzen, um dir einen Winner reinzudrücken.
Doch wenn du feststellst, dass dein Gegner sich wirklich nur aufs Verteidigen konzentriert, kannst du mit sicheren Winkelschlägen das Spiel sehr gut auseinanderziehen und bekommst dann vielleicht mal eine Lücke angeboten.
#2: Werde nicht zu gierig bei deinen Chancen
Um gegen einen Bringer zu gewinnen, solltest du die Chancen konsequent nutzen. Das heißt aber nicht, dass du völlig kopflos auf den ersten Ball eindreschen solltest, den dir der Bringer nicht 30 cm vor die Grundlinie spielt.
Das Spiel gegen einen Bringer hat ein bisschen was von einer Schachpartie. Du kommst durch den kurzen Ball in eine bessere Lage, wirst den Gegner aber vielleicht erst 2-3 Schläge später mattsetzen können.
#3: Rücke öfter ans Netz vor
Wenn du einen guten Volley spielst und dein Gegner sich hauptsächlich aufs Verteidigen beschränkt, kannst du öfter den Weg ans Netz suchen. Damit hältst du die Ballwechsel kurz und gibst deinem Gegner eine Aufgabe, mit der er nicht so häufig konfrontiert ist.
Auch hier gilt, dass nicht der erste Volley oder Schmetterball gleich tödlich sein muss. Du kannst auch am Netz ein paar Schläge brauchen, um den Punkt zu gewinnen. Wenn du dich ruhig zeigst, erhöht das den Druck auf deinen Gegner, um selbst ein bisschen mehr Risiko zu gehen. Vermutlich kann er das nicht so gut und du wirst von Fehlern profitieren.
Vorbereitung auf ein Match gegen einen Bringer
Du weißt schon, dass du gegen einen Bringer spielen wirst? Oder du möchtest dich grundsätzlich für diesen Fall wappnen? Dann solltest du die folgenden Schläge trainieren, um ein besseres Repertoire an technischen und taktischen Möglichkeiten zu erhalten:
- Grundschläge im Steigen: Als Taktik gegen Mondbälle kann es hilfreich sein, hohe Bälle im Steigen zu nehmen und somit zu verhindern, dass dein Gegner wieder alle Zeit der Welt hat, um sich zurückzubewegen.
- Topspin-Volley: Möchtest du eine noch direktere Antwort auf Mondbälle, kannst du diese als Tospin-Volley spielen. Der Schlag ist schwierig zu timen, aber du solltest ihn unbedingt unter Kontrolle bringen, um diese Option zu haben.
- Angriffsball & erster Volley: Gegen Bringer lohnt es sich, auch bei mittelmäßiger Ausgangslage den Weg ans Netz zu suchen. Trainiere daher, wie du auch in einer solchen Situation einen guten Angriffsball spielen kannst und übe auch den ersten Volley, den du oft unterhalb der Netzkante auf dem Weg nach vorne spielen musst.
- Neutraler Ball durch die Mitte: Deine mentale Toughness und deine tennisspezifische Kondition werden davon profitieren, wenn du deinen eigenen neutralen Ball durch die Mitte verbesserst. Wenn du weißt, dass du im Notfall auch selbst 100x passiv die Kugel zurückspielen kannst, gehst du viel entspannter in die Ballwechsel gegen einen Bringer.
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.