Tennis ist eine hochstrategische Sportart, denn es gibt unzählige Spielzüge und taktische Herangehensweisen, die zum Erfolg führen können. Einen Matchplan im Tennis zu entwickeln, ist eine hohe Kunst, denn die richtige Strategie ist immer auf dich zugeschnitten und steht Wort für Wort garantiert nicht im Lehrbuch.
Trotzdem möchte ich mich an das Thema heranwagen und dir Tipps geben, wie du deinen ganz persönlichen Matchplan entwickeln kannst. Erfahre jetzt, wie du Schritt für Schritt dein Spiel so aufbaust, dass du deine Stärken optimal einsetzt.
Deine Stärken sind das Grundgerüst deines Tennis Matchplans
Es ist gar nicht so einfach, seine Stärken im Tennis richtig einzuschätzen. Ob der Aufschlag gut oder schlecht ist, hängt natürlich auch davon ab, wer ihn returnieren soll. Trotzdem hast du sicherlich ein Grundgefühl dafür, welche Schläge zu deinen besseren gehören und welche dir eher Kopfschmerzen bereiten.
Kennst du den Film „Moneyball“? Dabei geht es um einen Baseball-Manager, der ein Team zusammenstellt, das eigentlich gar nicht konkurrenzfähig erscheint. Doch die Stärken der Spieler werden so clever eingesetzt, dass die Mannschaft am Ende fast die Meisterschaft gewinnt.
Dieses Mindset kannst du übernehmen, wenn du deinen Matchplan im Tennis entwickelst. Dir fällt es schwer mit der Rückhand Winner zu schlagen? Dann konzentriere dich darauf, den Ball zurück ins Feld zu spielen und warte darauf, bis du mit deiner Vorhand die Punkte verwandeln kannst.
Ideal ist es natürlich, wenn du mit einem Trainer an deinen Schwächen arbeiten kannst. Oft ist es sogar einfacher, schwache Schläge etwas besser zu machen als deine besten Fähigkeiten noch weiter zu verbessern. Trotzdem musst du erstmal mit dem arbeiten, was du heute zur Verfügung hast.
Das Match beginnt mit der richtigen Vorbereitung
Die Taktik auf dem Platz ist natürlich wichtig, um Punkte zu gewinnen und das Match für dich zu entscheiden. Allerdings steht auf der ersten Seite deines Matchplans, dass du dich gut vorbereiten sollst. Da kann dir keiner eine Vorgabe machen, denn während einige Spieler ein langes Warmup brauchen, hilft anderen eher Musik dabei, in den Flow zu kommen.
Deine Aufgabe: Finde heraus, was dich in den richtigen Modus bringt, um gute Matches zu bringen und versuche diese Routine zu etablieren. Das gilt sowohl für die Phase bevor du den Platz betrittst als auch für das Einschlagen mit dem Gegner.
Der Beginn des Matches: Abtasten oder mit Vollgas durchstarten?
Ich persönlich bin kein Spieler, der gleich wie die Feuerwehr loslegt und mit heulenden Sirenen entweder zu Null zum Spielgewinn rauscht oder direkt ein Break zum Start kassiert. Stattdessen versuche ich erstmal Kontrolle über das Spielgeschehen zu bekommen und einen Eindruck davon zu erhalten, wie riskant ich spielen muss, damit mein Gegner mich nicht zu sehr unter Druck setzen kann.
Das kann für dich aber ganz anders sein. Vielleicht magst du die Phase des Abtastens nicht und es würde dich sogar hemmen? Dann bist du unter Umständen besser beraten, mit Energy ins Match zu starten und lieber ein paar Fehler in Kauf zu nehmen anstatt einen Eisenarm zu bekommen.
Deine Aufgabe: Probiere in Trainingsmatches aus, ob ein offensiver oder eher ein zurückhaltender Spieleinstieg besser zu dir passt. Dann kannst du entscheiden, wie du deine Matcheröffnung im echten Wettkampf angehst.
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3 simple Spielzüge, die dir Punkte bringen werden
Je höher das Niveau ist, auf dem du spielst, desto relevanter wird es, dass du nicht nur defensiv den Ball zurückbringst und auf einen Fehler deines Gegners wartest. Stattdessen musst du ab einem gewissen Level die Initiative übernehmen.
Allerdings geht es im Tennis auch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Eine Serie von mehreren Unforced Errors am Stück kann ganz schön an deinem Selbstbewusstsein nagen. Damit du weder überdrehst noch zu passiv spielst, bietet es sich an, auf ein paar Standardspielzüge zurückzugreifen, die du auspacken kannst, um Kontrolle über das Match zu bekommen.
Diese 3 Spielzüge solltest du mal ausprobieren:
- Neutraler Ball durch die Mitte: Der neutrale Ball ist ein ganz wichtiger Schlag im Tennis, denn er ist a) so sicher, dass du mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Fehler machen wirst und b) immer noch so aggressiv, dass der Gegner Risiko eingehen muss, um die Initiative zu übernehmen. Gerade der neutrale Ball durch die Mitte mit viel Länge macht dir nichts kaputt und gibt dir die Chance, auf einen kürzeren Ball zu warten, den du verwerten kannst.
- Bälle clever verteilen: Die meisten Spieler werden aus der Bewegung unsicherer. Bevor du ewig in einer Cross-Rally feststeckst, kannst du auch einfach mal Longline spielen und somit einen Richtungswechsel durchführen. Der Schlag muss kein Winner-Potential haben. Achte aber darauf, dass du unberechenbar bleibst und nicht immer den gleichen Rhythmus spielst.
- Schwache Seite umlaufen: Deine schwächere Seite zu umlaufen kann dir einen strategischen Vorteil geben. Spielst du z.B. den eben angesprochenen Longline-Schlag mit deiner Vorhand, wird dein Gegner sehr wahrscheinlich den Ball cross zurück spielen. Wenn du das antizipierst, kannst du schon ein paar Schritte in die Rückhand-Ecke machen und stehst bereits sehr gut, um Inside-In oder Inside-Out zu spielen.
Deine Aufgabe: Das sind natürlich nur ein paar Ideen. Vielleicht sieht dein persönlicher Matchplan eher vor, dass du Serve and Volley spielst oder den Gegner mit Mondbällen zur Verzweiflung bringst? Alles ist okay, sofern du es dir vornimmst und dann die Sinnhaftigkeit deiner Taktik im Nachhinein evaluieren kannst.
Meinen Tennis Matchplan an den Gegner anpassen — geht das?
Wenn du deinen Matchplan entwickelt hast, wäre es natürlich zu schön, wenn er automatisch zu jedem Gegner passt. Doch das ist nicht so. Es gibt viele verschiedene Spielertypen, die jeweils mit ihrem eigenen Matchplan um die Ecke kommen und versuchen werden, dir ihr Spiel aufzuzwingen.
Egal, ob Linkshänder, Aufschlagmonster oder Schnibbelkönig — es wird immer wieder Momente geben, in denen du mit deiner Standard-Lösung nicht mehr weiter kommst. Doch selbst wenn du feststellst, dass dein Gegner eine sehr gute Rückhand hast und du sonst immer auf die Rückhand aufschlägst, solltest du nicht deshalb alles über dein Haufen werfen.
Wer sagt denn, dass dein Matchplan nicht gut genug ist, um mit diesem Gegner fertig zu werden? Vergiss nur nicht, dass du im Laufe des Spiels nachjustieren musst, wenn dein Matchplan einfach nicht aufgeht. Halte dich erstmal an deinen Stärken fest und wenn das nicht reicht, musst du kreativer werden.
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.