Der Match-Tiebreak im Tennis wird oft mit dem Elfmeterschießen im Fußball verglichen – oder mit einem Münzwurf. Doch ich bin mir sicher, dass ein Match-Tiebreak nicht primär eine Frage des Glücks ist. Du erfährst im Folgenden, mit welchen einfachen Strategien ich es geschafft habe, meine Match-Tiebreak-Bilanz von erbärmlich auf überragend umzukrempeln.
Was ist der Match-Tiebreak überhaupt?
Der Match-Tiebreak oder Champions-Tiebreak ist ein verkürzter Entscheidungssatz, der eingeführt wurde, um Spiele schneller zu entscheiden. In fast allen Verbänden und Ligen werden bei den Tennis Medenspielen die dritten Sätze nicht mehr komplett ausgespielt, sondern durch einen Match-Tiebreak entschieden. Auch bei LK- und Ranglistenturnieren kommt die Regel häufig zum Einsatz.
Meine Erfahrungen mit dem Match-Tiebreak
Ende 2017 hatte ich eine Match-Tiebreak-Bilanz von 7:17. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt also nicht mal ein Drittel der Entscheidungssätze gewonnen. Rund 5 Jahre später hat sich meine Bilanz auf 38:30 verbessert. Ich habe also 31:13 Match-Tiebreaks in diesem Zeitraum gewonnen. Was hat sich verändert?
Ich habe mir in diesem Zeitraum grundsätzlich einen eher defensiven Spielstil angeeignet und speziell an meinem neutralen Ball gearbeitet – also einem Schlag, der zwar nicht zu einem direkten Punktgewinn führt, aber dem Gegner auch so viel Druck gibt, dass er nicht direkt mit einem Winner antworten wird.
Im Match-Tiebreak reicht es meist nicht aus, nur den Ball zurückzuspielen und darauf zu hoffen, dass dein Gegner den Ball verschlägt. Das habe ich auch einige Male feststellen müssen als ich zu passiv wurde und dann etliche Winner kassiert habe. Fakt ist, aber auch, dass man es seinem Gegner nicht zu einfach machen darf, indem man zu hohes Risiko geht.
Im Folgenden habe ich meine besten Tipps zusammengestellt, die auch dir dabei helfen können, deine Bilanz im Match-Tiebreak zu verbessern. Natürlich kann es nicht immer klappen, aber wenn du die Ratschläge beherzigst, wird deine Quote sicher besser.
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Tipp 1: Ball für Ball spielen
Du kennst wahrscheinlich die Tennisweisheit, man solle „Punkt für Punkt“ spielen. Im Match-Tiebreak gehe ich sogar einen Schritt weiter und spiele „Ball für Ball“. Das bedeutet, dass ich mich besonders gut bewege, jeden Schlag gut vorbereite und den Ball optimal fixiere.
Einen ganzen Satz lang könnte ich das in dieser Form nicht durchziehen, denn es erfordert eine Menge Konzentration. Aber im Match-Tiebreak ist der Zeitraum recht kurz und jeder Punkt ist enorm wichtig, weshalb ich meine letzten Energiereserven mobilisiere.
Tipp 2: Länge durch die Mitte
Im Match-Tiebreak versuche ich meine Ballwechsel langsamer aufzubauen und spiele eher mit Länge durch die Mitte statt der ersten Chance nachzujagen und direkt einen Winkelschlag anzusetzen. Wenn ich merke, dass mein Gegner auch nicht so gerne die Initiative ergreift, kann das gerne auch mal 5-6 Schläge lang so laufen.
In einem Aufschlagspiel ist das Risiko geringer, dass ein Unforced Error folgenschwer ist, aber im Match-Tiebreak kann es am Ende der Punkt sein, der dich vom Sieg trennt. Daher spiele ich im Match-Tiebreak erstmal lieber im Zweifel lang durch die Mitte, bevor ich zu viel riskiere.
Tipp 3: Nicht zu viele Emotionen zulassen
Zwei Sätze liegen bereits hinter dir und deinem Gegner, wenn ihr im Match-Tiebreak angekommen seid. Taufrisch seid ihr sicher nicht mehr. Daher ist es wichtig, dass du jetzt keine Energie mehr vergeudest.
Bejubelst du deine Punkte zu lautstark, kann das tatsächlich Power kosten. Noch schlimmer sind negative Emotionen, weil sie dich richtig runterziehen können. Wenn du im Match-Tiebreak nur kurz den Fokus verlierst, wirst du schnell mehrere Punkte am Stück verlieren.
Tipp 4: Akzeptiere deine Tagesform
Hast du einen super Aufschlag, aber bisher eine absolut durchwachsene Quote in diesem Match, solltest du im Match-Tiebreak nicht versuchen, deine Normalform wieder zu finden. Wenn etwas zwei Sätze lang nicht geklappt hat, kannst du es im Match-Tiebreak vermutlich nicht mehr reparieren.
Mein Trainer hat mal gesagt: „Ein wirklich guter und favorisierter Spieler gewinnt auch dann mal ein Match, wenn er schlecht spielt“. Selbst wenn du heute nur 50 % deines Leistungsvermögens ausschöpfen kannst, hast du trotzdem Siegchancen – sonst hättest du ja nicht zumindest einen Satz gewonnen. Glaub daran, dass dein Tennis heute ausreicht und du wirst zumindest dein bestes Tennis spielen, das dir heute möglich ist.
Tipp 5: Freue dich auf deinen möglichen Sieg
Wenn der Match-Tiebreak beginnt, bist du nur noch etwa 10 bis 15 Minuten von einem Sieg oder einer Niederlage entfernt. Genieße die Tatsache, dass du als mental starker Spieler den Sieg schon in greifbarer Nähe hast. Mental schwache Spieler beschäftigen sich eher damit, dass die Niederlage in bedrohliche Distanz gerückt ist.
Wenn dein Gegner im Match-Tiebreak auf einmal den Kopf ausschaltet und nur noch Winner verlegt, kannst du in den seltensten Fällen etwas dagegen tun. Auch Netzroller, der Wind oder knappe Ballabdrücke können die Entscheidung herbeiführen. Lass dich davon aber nicht beeindrucken, sondern glaube an deinen Erfolg – das erhöht deine Chancen tatsächlich!
Über den Autor
Ich spiele Tennis seit ich 6 Jahre alt bin, habe über 12 Jahre Erfahrung als Tennistrainer und stehe aktuell auf Platz 288 der DTB-Rangliste der Herren.